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  • AutorenbildJuliane

Frühstück mit Meerschweinchen

Aktualisiert: 20. Okt. 2018

Reist man im Geist nach Peru, so würde man sich wohl genau das kleine Andendorf Acain vorstellen - Frauen mit bunten Röcken und Hüten, Lehmhäuser mit kleinen Holztüren und dem Kondor der seine Kreise zieht. Doch wie hart das Leben in einem solchen kleinen Dorf ist, was es bedeutet mit der stechenden Sonne des Tages und der Kälte der Nacht zurechtzukommen, dass spürt man erst, wenn man direkt vor Ort ist, so wie ich die letzten drei Tage.

Spannend wird schon die Anreise. Vom Küstenort Huacho, der kaum drei Stunden von der Hauptstadt Lima entfernt liegt, bewegen wir uns erstmal auf einer scheinbar sehr gut ausgebauten Fernverkehrsstraße Richtung Churin in die Berge. Vorbei an Zuckerrohrplantagen und überladenen LKWs mit selbiger Ladung immer an einem Fluß entlang. Doch je mehr man sich den nebligen Bergen nähert, umso trockener wird es -überall weißer Staub, Felsen, Kakteen. Und immer wieder wird die sehr komfortable Piste von völlig unausgebauten steinig-sandigen Strecken unterbrochen. Sind das die Lücken, die der Odebrecht-Skandal hinterlassen hat? Felsabbrüche versperren die Straße und gewisse Schilder tragen nicht gerade zur Beruhigung bei: "Inicio de la zona critica" (Beginn der kritischen Zone). Juan der Mitarbeiter von Renaco Peru bringt uns in zwei Stunden bis zu einer bestimmten Straßenkreuzung, dort wartet schon unser Fahrer und Mann der Schuldirektorin Julian auf uns. Der Weg wird schmaler und es geht nun langsam nicht nur an den Bergen entlang, sondern den Berg hinauf. In unendlichen Kurven immer gerade am Abhang entlang schlängelt sich der alte Toyota von Señor Julian den Felsen hinauf, es geht höher und höher, immer weiter weg vom Tal mit dem Fluß. Wir begegnen schon den tierischen Bewohnern des Dorfes Eseln, Kühen und Pferden. Einmal wechseln wir von einem Berg zum anderen und dann kommen wir nach weiteren zwei Stunden endlich an. Die Kinder freuen sich uns zu sehen und auch die Direktorin eilt uns entgegen. Die Schule scheint viel zu groß für die 15 Kinder, die hier momentan in zwei Klassenräumen lernen. Es mag die plötzliche Höhenluft sein aber der spontane Vortrag von Antonio, der über sein Buch, dass er gerade liest und vor sich liegen hat, rührt mich zu Tränen. Wir haben es tatsächlich geschafft die Kinder an so einem bildungsfernen Ort für Bücher zu begeistern!



Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und der Besichtigung der Schule und unserer kleinen Bibliothek beziehen wir erstmal unser kleinen Zimmer auf dem Hof von Señora Angelina, der Direktorin. Sie hat einen Essensplan erstellt, nachdem jede Frau der Comunidad einmal dran ist Frühstück, Mittag oder Abendessen zu servieren. Dazu werden wir jeweils in die Häuser der Bewohner eingeladen. Von Hühnersuppe, Graupen, Hafertee bis Mais-Schafspansensuppe ist alles dabei. Schwer einen Bissen herunterzubekommen, wenn man die ärmlichen und für unsere Verhältnisse unhygenischen Zustände direkt vor Augen hat. Sandfußboden, Meerschweinchen, die unter dem Tisch Alfalfa fressen, Holzöfen, Geschirr, das draußen an Wasserhähnen mit kalten Wasser gewaschen wird, Steinbänke, schmuddelige, rotzverschmierte Kinderhände und -gesichter. Trotzdem die Menschen geben was sie haben und so ißt man ihnen zu Liebe. Im den folgenden Treffen wir uns mit den Kindern in ihrer Bibliothek, machen diese mit Teppichen und Kissen noch ein bisschen gemütlicher. (Die Kinder lernen von mir das Wort gemütlich, als sie sich dementsprechend in die Kissen kuscheln und in ihren neuen Büchern blättern.) Dabei fällt besonders Zair auf. Er kann viele Geschichten der Bücher mit Hilfe der Bilder fast wortgetreu nacherzählen, obwohl er mit seinen 5 Jahren noch nicht einmal lesen kann. Die Nächte kommen schnell (schon um 6 Uhr wird es dunkel), sind kühl aber sternklar. Am erste Abend beobachten wir bei unseren Spaziergang zurück in unsere Unterkunft einen überdimensionalen Kolibri. Er ist etwa spatzengroß schwirrt aber um die wenigen roten Blüten herum, die sich am Rande des Dorfes finden lassen. Am nächsten Tag gehen wir nochmal in den Unterricht. Ich berichte über die Partnerschule in Petershagen, die Kinder stellen Fragen über Deutschland. Wir sprechen über das Zähne putzen (als wir ihnen unsere mitgebrachten Waschtaschen mit Inhalt überreichen), reden über Umweltschutz (leider ist das Dorf ziemlich schmutzig, aller Müll wird einfach über die Bergklippe gekippt oder auf die Straße geworfen) und die Kinder malen ihre Traumschule (Anhaltspunkt für zukünftige Projekte). Schönster Moment ist aber nach dem Elternabend die gemeinsame Wanderung zu den nahegelegenen, preinkaischen Ruinen der frühsten Bewohner an diesem Ort. Wir picknicken und singen. Sogar ich singe in luftigen Höhen "Wenn ich ein Vögein wär" und "Alle Vögel sind schön da." Plaudernd und in Freundschaft wandern wir gemeinsam wieder zurück ins Dorf- nach Acain.


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