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  • AutorenbildJuliane

Asado und bolivianische Teufel

Buenos Aires zeigt sich mir von seiner schönsten Seite. Als ich morgens früh um 5.00 Uhr von Ezeiza (internationaler Flughafen) nach Palermo (argentinisches Prenzlauer Berg) fahre, fühle ich mich, als ob ich wieder in Europa gelandet wäre.

Gerade die Fahrten von Huacho durch die Vororte von Lima waren unglaublich. Teilweise sieht man nur Bretterhütten, die an sandigen Hügeln kleben und man fragt sich, wie Menschen unter solchen Umständen leben können. Busse halten in diesen Gegenden nicht, auch nicht wenn man eigentlich nötig mal auf die Toilette müsste. Straßenhunde, Müll, vollgestopfte Straßen mit klapprigen Autos, Menschen, die schon ganz früh gestriegelt und gebügelt an der Straßen auf eine Mitfahrgelegenheit warten. Wie Wesen aus einer anderen Welt stehen teils geschunde Figuren zum Verkauf am Straßenrand. Drachen, Einhörner, Schmetterlinge und Herzen, die oft bei Umzügen oder Festlichkeiten von mehreren Menschen getragen werden und aus Papier und Holz zusammengeklebt wurden.Traurig blicken sie den Vorbeifahrenden hinterher. Der Verkehr in Lima bleibt mir auch bei meiner Abreise ein Rätsel. Riesige LKWs quetschen sich in Kreisverkehren durch das Zentrum und die Fahrzeiten, um zu Beispiel zum Flughafen zu kommen bleiben ein völliges Mysterium. Zum Glück schaffen wir alles rechtzeitig aber auch nur Dank der großzügigen Kalkulation meiner Freundin Rosa und der Hartnäckigkeit ihres Bruders, der nach in letzter Minute Taxis abbestellt bzw. umleitet.

Buenos Aires dagegen freut sich auf den Frühling, fröhlich zwitschern die Vögel und die Menschen sind trotz vielbesprochener Krise gut gelaunt. Naja, in Palermo kann man das auch sein. Hier haben die Leute noch Geld. Die Geschäfte glitzern und glänzen - Detox-Food, te organico und Hipster-Style. Meine beiden argentinischen Schwestern (ich habe vor Jahren im Süden von Argentinien ein Austauschjahr gemacht) nehmen mich an die Hand und ich laß mich fallen. Eine Menge Anspannung fällt von mir ab. In Peru hatte ich mir viel vorgenommen, auch viel erreicht. Wir sind viel gereist, vorrangig mit dem Bus und hier wieder bekanntes Essen, einfach mal nur faulenzen, mit Freunden telefonieren, Mate trinken. Argentinien kenne ich gut. Es ist tatsächlich wie nach hause kommen.

Und Buenos Aires ist als Weltstadt natürlich immer für Überraschungen gut. An einem Tag begegnen wir bei der Autofahrt auf der 9 de Julio (eine der Hauptstraßen) plötzlich pelzigen Teufeln. Ein Blick auf die andere Straßenseite zeigt Menschenmassen und ganz entfernt ist andine Musik zu hören. Wir suchen einen Parkplatz und befinden und schon in mitten von vielen bolivianischen Tänzern und Tänzerinnen, die zum Teil extra angereist sind, um am 10. Bolivianisch-Argentinischen Festumzug teilzunehmen. Ein schöner Kontrast zwischen bunt dekorierten Teilnehmern und Zuschauern und der prächtigen Kulisse des kolonialen Stadtbildes von Buenos Aires. Wenige Stunden später sitzen wir bei einem asiatischen Cerviche im Saigon und schlürfen dazu Cidre aus Birnen der patagonischen Provinz Rio Negro.

Am Sonntag haben endlich auch mal die viel beschäftigen Theaterleute von Buenos Aires zu denen meine "argentinische Schwester" Cecilia zählt Zeit. Am argentinischen Muttertag versäumen wir es natürlich nicht "unsere Mutter" anzurufen und ihr zu gratulieren. Danach fahren wir nach Maschwitz, einem zauberhaften Viertel etwas außerhalb des Stadtzentrums, was aus alten und neuem Baumaterial Stück für Stück zusammengesetzt wurde und nun viele kleine Bars, Restaurants, Ateliers und Geschäfte im Vintage-Style beherbergt. Es regnet und ist kalt aber wir genießen unser Asado (argentinische Grillplatte), den guten Wein und zum Nachtisch ein Flan mit dulce de leche. Ich fürchte die Abstinenz in Peru wird mir nichts nutzen. Übergewicht werden am Ende wohl nicht nur meine Koffer haben.

Alles ist so anders als in Peru und nicht nur, dass ich mit meinen hellbraunen Haaren und blauen Augen hier gar nicht auffalle. Das cosmopolitische Wesen der Stadt und ihrer Bewohner macht Spaß und fühlt sich wie Urlaub an.



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